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Tine und Stefano da Ros

"Fühlt sich wie Zuhause an"

Tine und Stefano da Ros kamen nach Lüdinghausen – nur wegen Cittaslow

„Ernsthaft? Jetzt sitzt da auch noch ein Reiher?“ Für Tine und Stefano da Ros ist Lüdinghausen manchmal zu schön, um wahr zu sein. Wenn sie morgens ihre Runde an der Stever entlang joggen, dann kommt ihnen genau dieser Gedanke. „Hier ist es einfach so schön. So viel Wasser, so viel Grün. Eine Stadt, in der wir alles zu Fuß und mit dem Fahrrad erreichen können. Klein, aber mit Stadtleben und Kultur“, schwärmt das Paar.



Genau danach haben die beiden gesucht, als sie sich fragten, wo sie leben möchten. Für die beiden Wahlberliner war klar, dass die trubelige Hauptstadt nur eine Zwischenstation ist. „Als wir während unseres Sabaticals ein halbes Jahr in Kanada unterwegs waren, hatten wir überlegt, ob wir uns dort ein Leben aufbauen möchten“, erzählt Tine da Ros. Sie reisten durchs Land und arbeiteten auf verschiedenen Farmen. Kanada, weil Stefano da Ros dort aufgewachsen ist und seine Familie dort lebt.

 

Wolfville hat sie gepackt

Doch schnell kam die Ernüchterung: Die meisten Städte nicht lebenswert, das Leben dort viel zu teuer, an Teilzeitarbeit nicht zu denken und nur 10 Tage im Urlaub im Jahr. Dann entdeckten sie Wolfville – eine kleine Stadt ganz im Osten des Landes. „Und die war ganz anders. Sehr fußgänger- und fahrradfreundlich, ein bisschen alternativ, irgendwie europäisch“, erinnert sich Stefano da Ros. „Uns hatte es dort gleich gefallen.“ Sie recherchierten im Web und endeckten: Wolfville ist eine Cittaslow-Stadt. Sie recherchierten weiter und kamen schnell zu dem Schluss: „Cittaslow- das ist genau unser Ding. Aber lieber in Deutschland.“

Warum Cittaslow? „Weil die Ziele, denen sich Cittaslow-Städte verschrieben haben, genau die Ziele sind, die auch für unsere Kinder die Welt weiterhin lebenswert machen“, erklärt Tine da Ros. „Nachhaltige Umweltpolitik und Stadtentwicklung, die Vielfalt von Flora und Fauna schützen, Bewahrung von Traditionen und Kultur, Förderung von regionalen Märkten und Produkten und vieles mehr.“

 

Klutensee punktet

Wieder zu Hause angekommen schauten sie nach, welche Cittaslow-Städte es in Deutschland gibt, machten eine Liste und besuchten eine Stadt nach der anderen. „Und da landete Lüdinghausen ganz oben auf unserer Liste“, erzählt Tine da Ros. In Brandenburg aufgewachsen war ihr ganz wichtig, dass es einen See vor Ort gibt. „Wir lieben Seen und waren jetzt auch schon ganz oft im Klutensee schwimmen“, so die 34-Jährige. Weitere Punkte für Lüdinghausen: Viel Natur auch mitten in der Stadt, alles gut ohne Auto zu erreichen, ein Super-Carsharing-Angebot, die Nähe zu Münster. Und das biologische Zentrum. Dieses hatte es Tine da Ros als Projektmanagerin im Klima- und Umweltschutz gleich angetan.

 

Glück bei der Wohnungssuche

Im November letzten Jahres statteten sie der Steverstadt dann für zehn Tage einen Besuch ab und wohnten in der Wohnstube bei Alois Schnittker und Angelika Pax-Schnittker. „Die beiden haben uns sehr herzlich aufgenommen und ihre Liebe zur Stadt an uns weitergegeben“, erinnern sich Tine und Stefano da Ros an tolle Urlaubstage. „Wir haben den Abendmarkt kennengelernt, die Sauna im Klutenseebad, haben eine Nachtwächterführung mitgemacht, eine Ausstellung in der Burg Lüdinghausen besucht. Das volle Programm. Wir waren gleich begeistert und hatten ein gutes Bauchgefühl.“ Da die beiden im Homeoffice arbeiten, Stefano da Ros ist als ITler in der Wasserstoffbranche tätig, haben sie sich dann spontan überlegt: Wir tun mal so, als wollten wir nach Lüdinghausen ziehen, schauen nach einer Wohnung und gucken, was passiert. Prompt hatten sie Wohnung, und die auch noch mit Garten. „Das war ein Zeichen“, erzählen die beide lachend. Und jetzt leben sie seit Anfang Februar in Lüdinghausen.

 

„Wir haben schon viele tolle Menschen kennen gelernt und sind hier richtig angekommen. Lüdinghausen fühlt sich schon wie Zuhause an.“ Beide freuen sich darauf, noch viel mehr in der Stadt und in der Umgebung zu entdecken. „Wir haben schon gehört, dass wir unbedingt Karneval in Olfen feiern müssen. Und auf einem Schützenfest waren wir auch noch nicht.“ Nadine Wenge