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Enja Libor

Wie die alten Cowboys!

Enja Libor ist Westernreiterin mit Leib und Seele

Buffy und Smilla, zwei australische Cattle Dogs, folgen Enja Libor auf Schritt und Schritt, als wir über ihre Reitanlage in Leversum spazieren. Wir sind auf dem Weg ins Reiterstübchen, um über Enja Libors große Leidenschaft zu sprechen: Das Westernreiten. Die 49-Jährige hat im Westernreiten fast alles gewonnen, was es in Europa zu gewinnen gibt: Sie ist Europameisterin, deutsche Meisterin, internationale deutsche Meisterin. Die Liste ist lang.

Im Reiterstübchen angekommen kuschelt sich Smilla auf eine Decke, Buffy hockt neben Enja Libor und lässt sich kraulen. „Eigentlich sind die Cattle Dogs für die Viehtreiberei gezüchtet“ erzählt die 49-Jährige. Sie hatte selbst hatte früher Rinder für die Cutting-Disziplin, in der ein Westernreiter ein Rind von der Herde trennen muss, sie hat die Haltung dann aber aufgeben.



Jetzt laufen die beiden Cattle Dogs den ganzen Tag über den Hof, passen auf und sind ihrer Halterin 24 Stunden auf den Versen. „Das brauchen sie auch“, so Enja Libor. Sonst sind die beiden nicht ausgelastet.“

Weitergebildet in ganz Europa

Schon als Kind ist Enja Libor geritten und 1993 kaufte sie sich ihre erstes Quarter Horse. Diese Pferderasse ist für das Westernreiten besonders geeignet, weil sie klein und wendig sind, das Stockmap liegt bei 1,40 bis 1,60 Meter. Seither ist sie dem Westernreiten verfallen. Sie bildete sich weiter bei namhaften Trainern, verbrachte ihre Urlaube auf der Rainbow Valley Ranch in Ungarn, bis sie 1996 mit Hund und Pferd ganz dorthin zog, um ein Jahr mit Bozo Rogers und ein weiteres Jahr mit Vern Sapergia als Co-Trainer zu arbeiten. 1999 kam sie auf den Reiterhof Sebbel, machte sich selbständig und baute den Reitbetrieb mit auf. Vor sechs Jahren pachtete sie den Hof dann komplett und machte ihm zu Reiterhof Libor.

65 bis 70 Einstallerpferde hat Enja Libor auf ihrem Hof, sie gibt Unterricht (ihre älteste Reitschülerin ist 81, die Jüngsten starten mit 7,8 Jahren) für Freizeitreiter und Turnierreiter und reitet Pferde zu. „Vom Anreiten bis zum Turniersport-Pferd mache ich alles“, erzählt sie. Ziel der Arbeit mit den Pferden ist, sie so zu trainieren, dass man die Hilfen des Reiters im Sattel nicht sieht.

Aus dem wilden Westen

Seinen Ursprung hat das Westernreiten im „wilden Westen“ Amerikas. Hier mussten die Cowboys ihre Rinderherden versorgen und zusammenhalten und brauchten dafür schnelle, wendige, trittsichere und nervenstarke Pferde: Die Quarter Horses. Im heutigen Westernreiten gibt es verschiedene Disziplinen. Enja Libors Spezialdisziplinen sind das „Reining“ und das „Ranchriding“. Bei der „Reining“ muss das Pferd eine gleitende Vollbremsung aus vollem Galopp oder auch Wendemanöver bis zu 360 zeigen – Techniken, die man früher bei der Arbeit mit Rindern brauchte.

Beim „Ranchriding“ muss man ein Pferd präsentieren, das schnell ist, Tempowechsel beherrscht, auch über Stangen springen kann – ein Pferd, das für die Arbeit auf einer Ranch geeignet ist.

Warum Westernreiten?

Warum sie das Westernreiten so liebt? „Die Art und Weise mit einem Pferd umzugehen, ist schön. Das Pferd und ich haben viel mehr Möglichkeiten als in der klassischen Reiterei. Und man ist flexibel in der Ausbildung. Wie man zum Ziel kommt, ist beim Westernreiten egal. Hauptsache das Pferd kann am Ende das, was es können soll.“ Ihre eigenen sechs Pferde sind ihr Hobby, sie besitzt zwei Rentner, zwei Zuchtstuten, ein Fohlen und ein Reitpferd. Westernreit-Pferde haben spezielle Namen, gerne auch aus mehreren Wörtern bestehend. Ihr Zuchthengst heißt „The Sharpshooter“ und ein ihrer Turnierpferde „Three times a holly“, genannt Buddy. Alle Westerpferde haben einen Rufnamen.

Million-Dollar-Rider

Auf Turniere geht Enja Libor zumeist mit Kundenpferden. „Die Saison dauert von März bis November, wobei die wichtigen Turniere immer am Ende der Saison stattfinden“, erzählt die 49-Jährige. So reich wie in den USA (da gibt´s auf den Turnieren schon mal Gewinnsummen in Höhe von 500 000 Dollar) kann man damit hier nicht. „In Europa gibt es vielleicht an die zehn Million-Dollar-Rider, d.h. Reiter, die schon eine Million Euro Preisgeld gewonnen haben.“ Nadine Wenge

 

www.enjalibor.de