Rosengärtner

„Rosen wollen gar nicht so verwöhnt werden“

40 Männer halten ehrenamtlich den Rosengarten in Schuss / jeden Mittwochmorgen geht´s an die Arbeit



Mittwochmorgen, neun Uhr. Die Sonne strahlt vom Himmel, die Bienen summen. In den unzähligen Beeten des Seppenrader Rosengartens tummeln sich mit Harken und Gießkannen bewaffnete Männer. Es wird geharkt, gewässert, Unkraut entfernt. Und vor allem viel gequatscht.

„Jeder Arzt aus Lüdinghausen und Seppenrade verschreibt die Reha-Maßnahme Rosengarten“, sagt Friedhelm Landfester, Vorsitzender des Heimatvereins und Mitglied im Rosenmänner-Team, mit einem Schmunzeln. „Die Bewegung und der tolle Zusammenhalt halten fit.“

Gemeinsam mit rund 40 Rentnern kümmert er sich jeden Mittwochmorgen ehrenamtlich um alle anfallenden Arbeiten im zwei Hektar großen Gelände – die Pflege der Beete, das Einpflanzen neuer Sorten, die Reinigung der Wege, Pflasterarbeiten. Und auch wenn andere Vereine Hilfe benötigen, sind die Rosenmänner zur Stelle: „Dann stehen alle Gewehr bei Fuß, da helfen alle mit.“ Die Ältesten sind über 80 Jahre alt. „Nachwuchsförderung beginnt bei uns ab 63 Jahren“, schmunzelt Karl Waltering, Chef der Rosenmänner.

Neben dem Jäten, Harken und Wässern steht das gemütliche Beisammensein im Fokus. Die soziale Komponente sei ganz entscheidend, betont Landfester. So kommen alle Rosenmänner jeden zweiten Dienstag im Monat bei Kaffee und Kuchen zusammen oder es wird gegrillt, es gibt jährliche Fahrradtouren und gemeinsame Ausflüge. Es ist also kein Wunder, dass schon beim Betreten des Rosengartens auffällt: Alle sind mit einem Lächeln bei der Arbeit.

Insgesamt sind derzeit rund 120 fleißige Helfer mit der Pflege der Rosen betraut, angefangen hat alles 1972 mit den Rosenfrauen. Diese trafen sich dienstagsnachmittags, wenn die Geschäfte in Seppenrade geschlossen hatten, um sich um die Rosenbeete zu kümmern. Der Mittwochskreis der Rosenmänner existiert in dieser Form seit ca. 20 Jahren. Die allermeisten Mitarbeiter waren ursprünglich keine Fachmänner und haben ihr Wissen im Laufe der Jahre erworben – auch durch den Austausch mit fachkundigen Besuchern. Viele Interessierte sind Stammgäste und kommen jedes Jahr wieder.

Von Mai bis Oktober ist Hochsaison im Rosengarten, die Besucher können bis zu 2500 verschiedene Rosensorten bestaunen, z.B. die schöne Dortmunderin oder Morning Jewel. Es überwiegen die Mehrfachblüher – sie sorgen dafür, dass der Rosengarten jeden Tag anders aussieht. Und die Rosenmänner haben auch gute Nachrichten für Hobby-Gärtner: „Rosen sind wie Männer, sie wollen gar nicht so verwöhnt werden, sonst werden sie faul“, sagt Friedhelm Landfester. Da Rosen bis zu 80cm tief in die Erde wurzeln, brauchen sie nicht so viel Wasser. Zwei Mal im Jahr verleiht ihnen Naturdünger neue Power.

In den letzten Jahren verschreiben sich die Rosenmänner zudem auch dem Schutz der Wildbienen und Hummeln. „Die Rose ist zwar unser Trumpf, aber es gibt bereits ein paar Stauden und ein Kräuterbeet ist in Planung“, erklärt Waltering. Damit möchten sie den Tieren Nahrung bieten, denn Rosen sind zwar Pollenträger, aber nur wenige Sorten geben Nektar. Floriane Drerup

 

Info: Führungen durch den Rosengarten bietet der Heimatverein gegen eine Spende an. Besucher können sich direkt an Friedhelm Landfester wenden, Tel. (02591) 88505. Im Rosengarten finden zudem immer wieder Veranstaltungen statt: Rosenfest, Sommermarkt, Weihnachtsmarkt. Nächstes Jahr gibt es das Jubiläum „50 Jahre-Golddorf“ zu feiern. www.seppenrade.de