Glaube in Lüdinghausen
Kirchturmdenken? Nein, danke!
In Lüdinghausen wird Ökumene gelebt / Pfarrerin Niemeyer und Pfarrer Elshoff machen es vor
Sich zugewandt, im Gespräch, miteinander lachend. Als ich Silke Niemeyer und Benedikt Elshoff zusammen im Interview erlebe, wird schnell klar: Sie lieben ihren Beruf. Und sie leben die Ökumene.
Silke Niemeyer ist evangelische Pfarrerin, Benedikt Elshoff katholischer Priester, aber „gemeinsam sind wir Christen“, sagen die beiden. „Und das ist doch wichtig.“
In Lüdinghausen hat die Ökumene, also die Zusammenarbeit der christlichen Glaubensgemeinschaften, bereits eine lange Tradition. Ökumenischer Arbeitskreis, gemeinsame Gottesdienste, ökumenische Bibelwoche, gemeinsame Theaterbesuche – „die Menschen empfinden es hier als großen Schatz. Die ökumenische Energie ist groß“, sagt Silke Niemeyer. Und dann im Oktober die gemeinsame Romfahrt – ganz spontan haben sie gemeinsam überlegt: Lass uns doch zusammenfahren. „Und da wurde kein katholischer Gottesdienst abgehalten, sondern ein ökumenischer. Das ist doch wohl klar“, so Benedikt Elshoff.
Geben und Nehmen
„Es ist eine Haltung. Ein Geben und Nehmen.“ Da sind sich die beiden sicher. Und: „Wenn wir uns nicht verstehen würden, wäre es sicher schwieriger.“ „Es gibt viele Dinge, da müssen wir uns gar nicht mehr absprechen. Die sind selbstverständlich. In der Liturgie zum Beispiel. Das machen wir auf Zuruf“, sagt Benedikt Elshoff. „Ich erlebe die Zusammenarbeit als sehr wahrhaftig. Da ist großes Vertrauen.“
Beide sind durch kirchliche Jugendarbeit zum Berufswunsch „Pfarrer“ gekommen. Silke Niemeyer hatte überhaupt kein religiöses Elternhaus. „Ich habe die Kirche als großen Freiraum empfunden“, erklärt sie. Schon früh übernahm sie Verantwortung, hielt Andachten, las aus der Bibel. Benedikt Elshoff war Mitglied in einer Jugendgruppe. „Wir haben jede Woche Zeit miteinander verbracht und gebetet. Wir waren ein tolle Clique. Und irgendwann wusste ich: Ich kann mir ein Leben ohne diese Gemeinschaft nicht mehr vorstellen.“ Zunächst wollte er ins Kloster, „als Pfarrer in der erste Reihen stehen“ war eigentlich nicht sein Ding. Im Studium kamen ihm Zweifel, er hatte Angst um seinen Glauben. „Aber Gott hat mir den Weg gewiesen“, ist Benedikt Elhoff überzeugt.
Pfarrer zum Anfassen
Er ist ein Pfarrer zum Anfassen. Seit zwei Jahren steht er jeden Sonntag eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst an der Kirchentür und gibt jedem Besucher zur Begrüßung die Hand. „Das ist schön für die Besucher, weil es persönlicher ist. Und es ist schön für mich, weil dann keine anonyme Masse vor mir sitzt.“ „Bei uns ist die Kirche kleiner und überschaubarer“, so Silke Niemeyer. „Ich kenne meine Gemeinde. Da kann ich auch im Gottesdienst auf aktuelle Themen eingehen.“
Sie können auch diskutieren
Elshoff ist Pfarrer mit Leib und Seele, strahlt absolute Freude am Leben aus. „Wir haben doch die beste Botschaft, die es gibt. Wir verkaufen die Ewigkeit.“ „Nein, wir verschenken sie“, sagt Pfarrerin Niemeyer. Diskutieren können die beiden also auch. „Es ist toll, Menschen für den Glauben zu gewinnen, ihnen Zuwendung zu geben“, sagt die Pfarrerin. Elshoff hält es mit Kolping: „Wer die Menschen gewinnen will, muss sein Herz zum Pfand geben.“
Die Mitgliedszahlen und vor allem Besucherzahlen in den Gottesdiensten gehen aber doch zurück. Und ab Dezember gibt es weniger Gottesdienste. „Das stimmt“, sagt Benedikt Elshoff. „Aber Ich habe nie Angst um mich und die Kirche gehabt.“
Info: Rund 15 000 Katholiken und 4500 Evangelen leben in Lüdinghausen. Mehr Infos auf: www.stfelizitas.de www.evangelisch-auf-gutem-grund.de
Info Weihnachtsgottesdienste: Die ev. Kirchengemeinde wagt dieses Jahr eine Neuerung. Da die Atmosphäre in der Kirche an der Burg viel schöner ist als im Stephanus-Gemeindezentrum, finden an Heiligabend drei Christvespern in der Kirche statt, um 17, 18 und 19 Uhr. Die Vesper dauert jeweils ca. 40 Minuten. Die weiteren Termine: 23 Uhr Christmette, 25.12., 10 Uhr Gottesdienst in Seppenrade, 26.12., 18 Uhr Gottesdienst Kirche an der Burg (zum Abschluss der Feiertage), Krippenspiele an Heiligabend: 14.30/16 Uhr Stephanus-Gemeindezentrum, 15.30 Uhr Seppenrade.